eigenSinn (2003)

Uraufführung 2003

„Es war einmal ein Kind eigensinnig und tat nicht, was seine Mutter haben wollte. Darum hatte der liebe Gott kein Wohlgefallen an ihm und ließ es krank werden, und kein Arzt konnte ihm helfen; und in kurzem lag es auf dem Totenbettchen.“ Folgt man dem Text des Märchens „Vom eigensinnigen Kind“, dann gehört Eigensinn scheinbar zu den Eigenschaften, die hart bestraft werden. Andererseits lässt sich der Eigensinn nicht unterkriegen – jeder hat ihn. Aber weiß auch jeder um seinen „eigenen Sinn“?

Antje Pfundtner erzählt in ihrem Solo „eigenSinn“ verschiedene Geschichten, die mit der Dialektik von „innerer“ und „äußerer“ Wahrnehmung spielen.

Der Wunsch, wahrgenommen und verstanden zu werden, bis hin zur Eitelkeit bildet dabei den Ausgangspunkt für eine radikale und ironisch erfrischende Selbstbefragung. Gleichzeitig erforscht Antje Pfundtner das Medium des Geschichtenerzählens als einen Bereich, in dem durch die Mischung tänzerischer und sprachlicher Ausdrucksformen eine unmittelbar sinnliche Wahrnehmung möglich wird. Dadurch wird das Potenzial zur Wirkung gebracht, den scheinbar offen zu Tage liegenden Sinn einer Geschichte auf Seiten der Zuhörer*innen und Zuschauer*innen in Frage zu stellen.

Fotos

Fotos: Iris Terzka

Presse

„Was im Märchen vom eigensinnigen Mädchen bestraft wird, ist für die Tanzkunst ein Segen. Die eigenwillige Antje Pfundtner erzählt die Geschichten, nur um ihre Teile später durcheinanderzumischen und durch die Verbindung neuen Sinn entstehen zu lassen. Dabei findet sie einen Weg, sich flüssig zur Sprache zu bewegen, ohne bloß illustrierend zu werden. Mit ihrem Solo schafft Antje Pfundtner das, was nicht vielen Soli beschieden ist: Sie bleibt eine Stunde lang absolut interessant.“ Gerald Siegmund/ Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Die Widersprüche von Selbstwahrnehmung und Publikumserwartung thematisiert die Hamburger Tänzerin im neuen, mit unerwarteten, auch komischen Wendungen überraschenden Solo ‚eigenSinn’. Die Uraufführung in der Kampnagelfabrik brachte ihr viel Beifall.“ Klaus Witzeling/ Hamburger Abendblatt