Uraufführung: 15. Mai 2024, Kampnagel Hamburg
Wenn ich einen Gast empfange und ihm Kuchen anbiete, bleibt am Ende weniger für mich übrig. Teile ich mit dem Gast wiederum Gedanken, habe ich am Ende mehr. Und was ist, wenn ich mir mit dem Gast eine Bühne teile, was gebe ich da eigentlich weg?
„Oh, a Visitor!“ zählt, verteilt, gibt und nimmt. Es lädt dazu ein, den Bühnenraum als teilbaren Ort zu denken und sich mit anderen Künstler*innen die Sichtbarkeit eines Abends zu teilen, sie weiterzugeben, sie auszuborgen, sie abzugeben, sie sich zu nehmen und sie verschwinden zu lassen.
In Anbetracht des Umstands, dass Kunstschaffende vor einer zunehmenden Ressourcenknappheit stehen, weil Geld und Bühnenräume immer weniger werden, laden Juliana Oliveira, Antje Pfundtner und Matthew Rogers andere Kunstschaffende ein, sich mit ihnen die Bühne zu teilen und sowohl unsichtbar gewordene Bühnenszenen sichtbar zu machen, als auch jene, die das Scheinwerferlicht noch gar nicht erblickt haben. Das Trio ruft und nimmt die hereinkommenden Menschen, samt ihren Ideen, in Empfang: „Oh, a visitor, do you wanna come in?“
Bereits vor sechs Jahren hat Antje Pfundtner in Gesellschaft damit begonnen, neben ihren Bühnenstücken auch Formate künstlerischen Teilens zu veranstalten: Rund um die Fragen „Wie teilt man Ideen? Wie teilt man Geld? Wie teilt man Bühne?“ dienen seitdem die TISCHGESELLSCHAFTEN der Erforschung von Ressourcenteilung.
„Oh, a Visitor!“ ist das zweite Stück von Antje Pfundtner in Gesellschaft, das die Teilung von Sichtbarkeit direkt in eine Aufführungspraxis übersetzt. „Oh, a Visitor!“ ist folglich nicht nur ein Bühnenstück, sondern auch eine Einladung an viele Künstler*innen, sich vor, während und nach der Aufführung die Bühne zu teilen. Und so eröffnen die Künstler*innen Tanya Chizhikova, Hannah Kowalski, Israel Akpan Sunday und Mab Cardoso jeweils einen der vier Aufführungsabende und zeigen Ausschnitte aus bereits existierenden oder noch bevorstehenden Projekten.
Am ersten Abend (15.05.) präsentiert die Choreografin Tanya Chizhikova, in dramaturgischer Zusammenarbeit mit Anna Semenova-Ganz, einen Ausschnitt aus ihrer 2023 uraufgeführten Soloperformance TUMBLEWEED zum Thema Verwurzelt-Sein.
Am 16.05. stellt die Künstlerin Hannah Kowalski in einer Lecture Performance ihr Konzept eines Kinderwahlbüros vor, welches anlässlich der nächsten Bürgerschafts- und Bundestagswahlen eröffnen wird.
Am 17.05. zeigt der Choreograf Israel Akpan Sunday einen Ausschnitt aus seiner Recherche über die unterschiedlichen kulturellen Konnotationen von Sprichwörtern.
Und am 18.05. schließlich präsentiert die Choreografin Mab Cardoso eine Skizze aus ihrer aktuellen Bewegungsforschung und hinterfragt ihr kulturelles und subjektives Tanzvokabular.
Dies sind die ersten vier Besucher*innen von „Oh, a Visitor!“. Während der Aufführung selbst kommen allerdings noch viele weitere Gäste hinzu:
Angefangen mit den Ukulele-Spieler*innen rund um den Verein Ukulele Hamburg e.V., die sich in ein musikalisches Leitmotiv des Stückes einreihen, gefolgt von den Künstler*innen Dani Brown, Cornelia Dörr, Rike Jaglitz, Fabrice Mazliah, Sheena McGrandles und Rain Rose, die Szenen aus ihren Bühnenarbeiten mitbringen und „Oh, a Visitor!“ zum Anlass nehmen, diese in einem anderen Kontext wieder sichtbar zu machen.
Am letzten Abend (18.05.) versammeln sich die Künstler*innen Josep Caballero García, Daniel Dominguez Teruel, Rike Jaglitz (für das Kollektiv Meine Damen und Herren) und Liz Rech und schließen „Oh, a Visitor!“ mit einem Epilog, bevor sie dann, gemeinsam mit Antje Pfundtner in Gesellschaft, zu einem Beisammensein auf der Bühne einladen.
Und nun fehlen nur noch die Publikumsgäste: „Oh, a visitor, do you wanna come in?“
Der Abendzettel zum Stück mit ausführlichen Informationen und Biografien aller Gäste und Vorbands kann hier heruntergeladen werden.
Idee & Konzept: Antje Pfundtner in Gesellschaft
Choreografie: Antje Pfundtner
Tanz: Juliana Oliveira, Antje Pfundtner, Matthew Rogers
Dramaturgie: Anne Kersting
Musik & Sound: Nikolaus Woernle
Bühne: Irene Pätzug
Kostüme: Yvonne Marcour
Licht: Michael Lentner
Produktion, PR & Marketing: Hannah Melder
Künstlerische Produktionsassistenz: Vivienne Lütteken
Gäste im Rechercheprozess: Jenny Beyer, Dani Brown, Cornelia Dörr, Daniel Dominguez Teruel, Christoph Grothaus, Chris Leuenberger, Sheena McGrandles, Noa Michalski, Manuel Muerte, Matthias Quabbe, Michael Schumacher, Anna Till, Katharina von Wilcke
Es eröffnen die Abende: Tanya Chizhikova und Anna Semenova-Ganz, Hannah Kowalski, Israel Akpan Sunday, Mab Cardoso
Gäste der Abende: Dani Brown, Cornelia Dörr, Rike Jaglitz, Fabrice Mazliah, Sheena McGrandles, Rain Rose und Pätzug / Hertweck mit der Installation „Garagist“
Es schließen den letzten Abend: Josep Caballero García, Daniel Dominguez Teruel, Rike Jaglitz, Liz Rech
Wir danken unseren weiteren Gästen: Bärbel Bleckmann, Kerstin Budde, Stefan Carstens, Christine Ehrl, Susannah Ganter, Angela Gobelin, Michelina Gravina, Gabriele Grimm, Gertrudis Hengesbach, Andreas Hirschfeld, Ute Kellermann, Silke Klement, Petra Kolossa, Dagmar Krause, Claudia Kreutz, Miriam Lambertz, Viola Langkusch, Klaus-Dieter Lieb, Burkhard Lorenzen, Maike Majewski, Christine Meyer, Franziska Niemann, Marion Niewiadomski, Sylvia Panarinfo, Claudia Pansch, Iris Pasch, Claudia Petzoldt, Susanne Ressin, Marlies Schur, Nils Spiering, Erwin Srugies, Söhnke Storbeck, Christine Tsolodimos, Martina Vanicek, Maren Vater, Birgit Walter-Gensicke, Evelyn Wetzig, Annette Wiese
„Oh, a Visitor!“ ist eine Produktion von Antje Pfundtner in Gesellschaft in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg und FFT Düsseldorf. „Oh, a Visitor!“ wird gefördert von TANZPAKT Stadt-Land-Bund aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch die Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Kultur und Medien.
Fotos
Fotos: Simone Scardovelli
Presse
„‚Hätt’ ich dich heut‘ erwartet, hätt‘ ich Kuchen da‘, wird zu Beginn gesungen, doch das Lied wandelt sich nach einer Weile in einen wütenden Rap: ‚There’s not enough cake!‘, und das kann auch als Kommentar auf die Hamburger Kulturförderung verstanden werden. Für ein spannendes Tanzstück reicht der Kuchen aber aus. Und tatsächlich gibt es deutlich mehr Tanz als bei früheren Pfundtner-Abenden: Es wird revuehaft getrippelt, es wird gestrippt, kurz geht die Gastgeberin auf Spitze und gibt den sterbenden Schwan. Immer freundlich, immer selbstironisch: Man fühlt sich wie zu Hause.“ Falk Schreiber/ Hamburger Abendblatt