Uraufführung: 12. Dezember 2012, Kampnagel Hamburg
„Walter Benjamin hat einmal gesagt, die erste Erfahrung, die das Kind von der Welt mache, sei nicht, dass die Erwachsenen stärker seien, sondern dass es selbst nicht die Fähigkeit habe zu zaubern. Wenn diese Behauptung auch unter der Einwirkung einer Dosis von zwanzig Milligramm Meskalin gemacht wurde, ihre Richtigkeit wird dadurch nicht beeinträchtigt. Es ist nämlich wahrscheinlich, dass die unüberwindliche Traurigkeit, von der die Kinder manchmal befallen werden, genau aus diesem Bewusstsein entsteht, dass sie der Zauberei nicht mächtig sind. Was wir durch unsere Verdienste und unsere Mühen erreichen können, vermag uns tatsächlich nicht wahrhaft glücklich zu machen. Das vermag nur die Zauberei.“ Giorgio Agamben
Was verbinden wir heute mit dem populären Ballett: „Der Nussknacker“?
Von dieser Frage ausgehend, blickt Antje Pfundtner in Gesellschaft auf eines der bekanntesten und opulentesten Ballette der Tanzgeschichte zurück und widmet sich den Bildern, die dem Werk seit seiner Entstehung anhaften. Inspiriert von persönlichen und kollektiven Erinnerungen durch den Nussknacker nimmt sich Antje Pfundtner seinen Tänzen, seinen Märchen und seiner Musik an und verarbeitet das Gedächtnis eines Tanz-Klassikers. Ganz im Sinne von Louise Bourgeois Tagebucheintrags: „I had a flashback of something that never existed“ überschreibt Antje Pfundner die Archetypen des Nussknackers mit eigenen Erinnerungen und erforscht den choreografischen Spielraum des Imaginären.
Antje Pfundtner hat 2012 als eine der ersten Künstlerinnen in Hamburg die auf drei Jahre angelegte Konzeptionsförderung der Hamburger Kulturbehörde für Freie Tanz- und Theaterprojekte erhalten. Unter dem neu gegründeten Label „Antje Pfundtner in Gesellschaft“ erweitert die Choreografin ihre künstlerische Arbeit um weitere Forschungsformate. In der Spielzeit 2012-2013 ist das Vermögen des Erinnerns im Fokus ihrer Recherche.
Von: Antje Pfundtner
Mit: Jenny Beyer, Verena Brakonier, Dani Brown, Francis Christeller, Michael Hess, Antje Pfundtner, Matthew Rogers, Regina Rossi, David Vossen
Musik: Sven Kacirek
Dramaturgie: Anne Kersting
Ausstattung: Sabine Kohlstedt, Yvonne Marcour
Licht: Michael Lentner
Musikalische Beratung: Uschi Krosch
Choreografische Assistenzen: Trinidad Martínez, Philipp van der Heijden
Produktionsassistenz: Theresa Willeke
Produktion: DepArtment
Eine Produktion von Antje Pfundtner in Gesellschaft und DepArtment in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg und FFT Düsseldorf. Gefördert von: TANZFONDS ERBE – Eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes, Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg, Kunststiftung NRW und Hamburgische Kulturstiftung.
Eine komplette Dokumentation des Projekts (Videos, Fotos und Texte) von TANZFONDS ERBE findet sich hier.
Fotos
Fotos: Simone Scardovelli
Presse
„Wer frühere bildende Kunst, Körperskulpturen und Text einsetzende Arbeiten von Antje Pfundtner kennt, den überrascht ihr ‚Nussknacker’ nicht. Sie verfolgt konsequent und einfallsreich ihr assoziativ-biografisches Tanztheater, erweitert es hier um profilierte Performer (…).“ Klaus Witzeling/ Die Welt
„Dieser so ganz andere ‚Nussknacker’ der Hamburger Choreografin gab den Zuschauern zwar durchaus so manche Nuss zu knacken, bezauberte aber durch eine subtile Poesie – sowohl im Tanz wie vor allem auch in Musik, Ausstattung und Licht. (…) Herausgekommen ist eine zurückhaltende, respektvolle Annäherung an Tschaikowsky, die sehr gut zu der teils melancholischen, aber auch zärtlichen Erinnerung passt, die das gesamte Stück bestimmt. (…) Es wäre zu wünschen, dass dieses Stück allweihnachtlich aufgeführt werden könnte – gewissermaßen als Kontrapunkt zu den Vorstellungen der klassischen Version (…).“ Annette Bopp/ tanznetz.de