„Wie teilt man Ideen? Wie teilt man Geld?“ und ganz konkret: „Kann man wachsen, indem man teilt?“: Diese Fragestellungen haben Antje Pfundtner in Gesellschaft dazu bewogen, die mehrteilige Dialog-Plattform „Tischgesellschaften“ (inszeniert von Antje Pfundtner und Anne Kersting) zu entwickeln, mit dem Ziel, den künstlerischen und strukturellen Austausch innerhalb der Tanzszene (und darüber hinaus) zu verstetigen. Die „Tischgesellschaften“ (inszeniert von Antje Pfundtner und Anne Kersting) werden durch die Förderung TANZPAKT Stadt-Land-Bund ermöglicht und finden in regelmäßigen Abständen in unterschiedlichen Konstellationen und an verschiedenen Orten statt.
Am 5. Dezember 2020 fand unsere TISCHGESELLSCHAFT #6 „REDEN WIR ÜBER GELD“ digital statt. Per Videokonferenz und mit teilweiser Zuschaltung von Publikum, haben wir das gesellschaftliche, politische und ökonomische Wirken von Teilen im Beisein von Künstler*innen aus dem Tanz und den Performing Arts sowie Expert*innen von „Sharing“-Praktiken öffentlich diskutiert.
Zum ersten Mal öffnete sich die Tischgesellschaft fürs Publikum und lud herzlich dazu ein, Optionen und Utopien monetären Teilens sowie verschiedene Modelle von Verteilung und Verwertung, wie zum Beispiel einen von Tischgesellschafter*innen bereits angelegten Fonds, gemeinsam in Betracht zu ziehen: Wie können alternative Arbeits-, Finanzierungs- und Fördermodelle aussehen? Wie nachhaltig ist Teilen? Oder noch einfacher gefragt: Hört bei Geld die Freundschaft wirklich auf? Oder fängt sie da erst an?
Mit: Antje Pfundtner in Gesellschaft, Prof. Dr. Armin Chodzinski, Carmen Losmann, Barbara Lubich, Tilman O’Donnel, Norbert Pape, Regina Rossi, Prof. Dr. Berit Sandberg, Dr. Anke Strauß und Philine Velhagen
Idee & Konzept: Antje Pfundtner in Gesellschaft
Künstlerische Leitung/ Kuration: Antje Pfundtner und Anne Kersting
Koordination: Hannah Melder und Jana Lüthje
Ein Projekt von Antje Pfundtner in Gesellschaft in Kollaboration mit Kampnagel Hamburg. Gefördert von TANZPAKT Stadt-Land-Bund aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch die Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Kultur und Medien.
Foto: A PiG
Presse
„Reden wir über Geld. Ein Satz, der nicht so einfach über die Lippen kommt. (…). Die sechste Ausgabe ‚Tischgesellschaft #6: Reden wir über Geld‘ fand nun erstmals als Videokonferenz mit Publikum statt. (…). Konkret ging es um ein Gedankenexperiment, das die Prinzipien von Teilung und Verwertung neu denken und die Finanzierung von Tanz- und Theaterschaffenden strukturell nachhaltiger gestalten will – konkret in Form eines Fonds. Da fangen die Fragen an. Wer zahlt dort ein? Kunstschaffende selbst oder kunstaffine Mäzene? Wie offen soll der Fonds sein, wie transparent oder anonym? Wer soll Geld erhalten und wofür? (…). Tatsächlich wurde schnell deutlich, dass die Fonds-Idee vor allem aus der Schwäche des gegenwärtigen staatlichen Fördersystems geboren wurde, das immer an eine konkrete Produktion gebunden ist. (…). Man müsse den Hype um den Fonds so groß machen, dass er platze vor Geld, meinte Armin Chodzinski. Teilweise waren die Ergebnisse konkret. So wurden bereits Verabredungen für eine Umsetzung getroffen. Eine ‚Peergroup der Prekären‘ solle er nicht bleiben, dafür brauche es renditeunabhängige Gelder. Wichtiges Anliegen war es, klarzustellen, dass die Idee der Kunst einen Wert darstelle – keinen Mangel.“ Annette Stiekele/ Hamburger Abendblatt
„Nun hat die ‚Tanzpreis‘-Trägerin, Antje Pfundtner in Gesellschaft*, zusammen mit anderen Künstler*innen** selber einen Fonds aufgelegt, einen Geldtopf, halb Kunstprojekt, halb soziales Experiment, vielleicht, weil sie den Jurys der Kulturbehörden nicht so recht traut. Knapp 2000 Euro sind im Fonds, nicht viel, aber schon jetzt genug, um Begehrlichkeiten zu wecken. Denn die Kulturlandschaft ist arm. Und sie will sich selber helfen. Hier tritt Armin Chodzinski auf den Plan, im Rahmen einer per Zoom tagenden ‚Tischgesellschaft‘, wie Antje Pfundtner in Gesellschaft* das von ihr erfundene Format getauft hat. Der Hamburger Professor und Künstler denkt klug über das Verhältnis von Kunst und Wirtschaft nach. Wie kann der Kapitalismus der Kunst helfen? Eine Lösung wäre, sagt er, die Marktlogik zu nutzen, die immerzu auf Rendite setzt. Die erzielten Renditen werden immer neu investiert, um noch mehr Gewinne zu machen, bis am Ende eine Blase entsteht, so dass dem Markt die Rendite wieder entzogen werden muss – durch einen Crash, oder dadurch, dass die Gewinne verschwendet werden. Warum nicht an die Kunst? (…). Nun sei es an der Zeit, sagt er, dass Kunst nicht länger dieses Ding sei, das immer nur aus dem Mangel operiert. Man solle sich einen neuen Mythos schaffen, etwa den, dass die Kunst die Repräsentantin sei, die unsere Fähigkeit, zu hoffen und zu glauben, mit den nötigen Zweifeln würzt. Kunst als Kur des Kapitalismus. Auch das darf man sich für 2021 wünschen.“ Arnd Wesemann/ Zeitschrift „tanz“
*Antje Pfundtner in Gesellschaft sind das feste Kernteam rund um u.a. Anne Kersting (Dramaturgie), Jana Lüthje (Distribution und Company Development), Hannah Melder (Produktionsmanagement, PR und Marketing) und Antje Pfundtner (Choreografie, Tanz und künstlerische Leitung).
**Der FONDS wird begleitet und mitgetragen von folgenden Kolleg*innen: Barbara Lubich, Fabrice Mazliah, Sheena McGrandles, Roberta Mosca, Tilman O’Donnell, Juliana Oliveira, Norbert Pape, Regina Rossi und Anke Strauß.