Uraufführung: 17. November 2011, Kampnagel Hamburg
„Eins und eins, das macht zwei …“ sang schon Hildegard Knef, und mit der Zwei fängt die Endlichkeit an. Wir wurden in zwei Geschlechter geteilt, die Zwei führt den Dualismus ein, sie ist das Gegenstück zur Eins, die Zwei lebt vom Zwiespalt und zu zweit soll es gewöhnlich schöner sein. Antje Pfundtner und Silke Hundertmark vertanzen das Rechenbeispiel Duett und bieten sich mannigfaltige Optionen des Zusammenseins an.
Sie doppeln, wiederholen, widersetzen sich und nutzen die Zeit, die ihnen zur Verfügung steht, fürs Lauschen. Für Antje Pfundtner und Silke Hundertmark ist 1+1 = der Versuch, nebeneinander zu verweilen, ergebnisorientierte Erwartungen zu durchbrechen und sich dem Moment zu stellen, mit dem, was bleibt. Der geteilte Blick auf die Mechanismen der Aufmerksamkeit schafft einen Raum für die Zwischenschritte, -töne und -rufe zweier Tänzerinnen.
„Die Augen des Tieres sind, wenn sie einen Menschen betrachten, aufmerksam und wachsam. Das gleiche Tier wird andere Tiere auf die gleiche Weise ansehen. Für den Menschen ist kein besonderer Blick reserviert. Doch keine andere Gattung als die des Menschen wird den Blick des Tieres als vertraut empfinden. Andere Tiere nimmt der Blick gefangen. Der Mensch jedoch wird sich, indem er den Blick erwidert, seiner selbst bewusst. Das Tier beobachtet ihn genau, über einen schmalen Abgrund des Nicht-Verstehens hinweg. Der Mensch blickt ebenfalls über einen ähnlichen, wenn auch nicht identischen Abgrund des Nicht-Verstehens hinweg. Wo immer er auch hinblickt. Er blickt immer über einen Abgrund aus Ungewissheit und Angst.“
John Berger: „Das Leben der Bilder oder die Kunst des Sehens“
Künstlerische Leitung & Choreografie: Antje Pfundtner
Mit: Silke Hundertmark, Antje Pfundtner
Musik: Sven Kacirek
Dramaturgie: Anne Kersting
Ausstattung: Sabine Kohlstedt, Yvonne Marcour
Licht: Michael Lentner
Assistenz: Jane McKernan
Produktionsleitung: DepArtment
„VERTANZT“ ist eine Produktion von Antje Pfundtner in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg und FFT Düsseldorf. Gefördert durch die Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg, den Fonds Darstellende Künste e.V. und die Kunststiftung NRW.
Fotos
Fotos: Simone Scardovelli
Presse
„Der skurrile Humor, der ‚Vertanzt‘ durchzieht, hat in seinen Sprachspielen etwas von Beckett und Lewis Caroll. Und noch etwas fällt auf. Pfundtner und Hundertmark suchen nicht nach der Schönheit, verweigern sich ihr sogar – und erschaffen sie letzten Endes doch. Absolut sehenswert.“ Thomas Hag/ NRZ
„Sie echoen die Formen, spiegeln sie, wiederholen, getrennt und synchron. Vergangenheit und Zukunft sind ein seltsames Paar. Das kluge Spiel aus Gleich und Anders hat absurden Witz.“ Melanie Suchy/ Rheinische Post
„Das Verbindende, Gemeinsame, Kongruente wird ebenso beleuchtet wie das Trennende, Abstoßende, Widersprüchliche. Antje Pfundtner entfaltet dabei eine witzige, bodennahe Bewegungssprache, die dem Stück bei aller Tiefgründigkeit eine seltsame Heiterkeit verpasst. (…) Es ist ein Stück, aus dem man ebenso heiter wie nachdenklich wieder herauskommt – und gerne noch weiter über die Fragen der Zweisamkeit sinniert.“ Annette Bopp/ tanznetz.de