Open Call (2022, Auftragsarbeit Junges Theater Bremen)

Uraufführung: 5. März 2022, Junges Theater Bremen

Der Anfang ist offen. Das Ende auch. Die Fragen sind offen. Und alles könnte anders sein.

Die Hamburger Choreografin Antje Pfundtner erforscht in ihrer Inszenierung „Open Call“ gemeinsam mit dem Moks-Ensemble des Theater Bremen das Offene und die Möglichkeiten, die es birgt. Die vier Schauspieler:innen gehen dabei den Potentialen nach, die allem Unklaren, Ungewissen und Unabgeschlossenen innewohnen. Das Offene hält Überraschungen parat und wird zur Voraussetzung für Wandel. Mit offenen Armen und offenem Ausgang, immer darauf bedacht, nicht ins offene Messer zu laufen. Denn es lauern auch Gefahren: Was offen ist, ist unsicher und verletzlich. Es kann bedrohlich sein, einsam, ungenügend, einschüchternd und überfordernd. Die Inszenierung fragt nach Handlungsmöglichkeiten, den ganz individuellen und denen einer Gruppe. Wie beeinflusst das Offene unser Verhältnis zu anderen Menschen? Mit Witz und Sensibilität, ganz direkt und abstrakt, in kleinen Gesten und großen Formen beleuchtet „Open Call“ das Offene.

Mit der Moks-Produktion „Ich bin nicht du“ wurde Antje Pfundtner 2020 mit dem FAUST-Preis „Regie Kinder- und Jugendtheater“ ausgezeichnet.

Regie: Antje Pfundtner
Mit: Fabian Eyer, Judith Goldberg, Frederik Gora, Anne Sauvageot
Bühne und Kostüme: Yvonne Marcour
Musik: Fabian Eyer, Nikolaus Woernle
Licht: Anke Lindner
Dramaturgie: Anne Kersting, Sebastian Rest

Presse

„Sich hinsetzen müssen, aufstehen und wieder setzen – oder doch einfach stehen bleiben, sich also widersetzen? Dieses Sprachspiel um Anweisungen von der Bühne ist so simpel wie folgenschwer. Wer im Theaterpublikum lässt sich schon gern herumkommandieren? Immerhin zwei Schüler machen mit, stehen folgsam auf, setzen sich wieder. Aber – Widerstand? Kann man dem Befehl gehorchen, nicht zu gehorchen? Ohne solche Fragen wirklich auszusprechen, haben Regisseurin Antje Pfundtner und das Bremer Moks-Ensemble eine formal wie inhaltlich bemerkenswert offene Produktion erschaffen. Über Choreografie und Sprachspiel soll ein Publikum ab 12 Jahren Möglichkeiten erkennen, ergreifen oder ausschlagen. Ganz so abstrakt wie die lose verbundenen Szenen zunächst scheinen, ist ‚Open Call‘ allerdings nicht: Auch jugendlichem Publikum wird schnell klar, worum es geht; wenn etwa einer ausgeschlossen wird, oder eine keine Lust mehr aufs Mitmachen hat. Das Stück bleibt nah am Geschehen, überlässt die Reflexionsebene dem Publikum. Mitunter wirft das erstaunlich poetische Bilder ab. (…). Dass die Offenheit nicht ins Beliebige kippt, ist Pfundtners konsistenter Choreografie zu verdanken und den Akteurinnen, die eindrücklich ihre jeweiligen Einzelgänge spielen, sich aber immer wieder auch miteinander ins Verhältnis setzen. (…). Yvonne Marcour hat ihre Bühne mit allerlei Requisiten bestückt: Ballkanonen, Musikinstrumente oder knisternde Plattenspieler. Die Maschinenwelt, ihre Chancen und Zumutungen stiften den zweiten Zusammenhang der Produktion. In ‚Open Call‘ greifen Darstellerphysis, Ausstattung und Thema dermaßen vielschichtig ineinander, dass es auch bei freiestem Assoziieren kaum möglich ist, sich zu verirren. Auch für 12-Jährige nicht, deren Diskussionen auf dem Weg nach draußen klingen, als nähmen sie auch mitunter gewollte Überforderungen größtenteils sportlich.“ Jan-Paul Koopmann/ taz

Fotos

Fotos: Jörg Landsberg